Christian Opitz lopo
02/07'11 Comment Agency)
Da ich ("leider") an keiner gravierenden Krankheit leide, drängt sich für mich eine Ad-hoc-Umstellung wie bei Victoria Boutenko z.B. oder Markus Rothkranz, dem "Juice Master" Jason Vale u.a. nicht zwingend auf.
Mir geht es eher wie Mr. "Running Raw", der es faszinierend und absolut spannend findet, was möglich wird, wenn man sich wirklich optimal ernährt. Wenn man seine Ernährung sozusagen komplett mit dem "biologischen Design" – wie Opitz es zu nennen beliebt – unseres affenartigen Körpers synchronisiert, d.h. seinen biologischen Bedarf präzise trifft mit dem, was man ihm zum Verstoffwechseln in die Futterkiepe schmeißt. Oder anders gesagt, wenn man seine Darmzottenäcker bestellt wie ein pedantischer Gärtner sein Beete ...
Mich reizt einfach, glaube ich, die Freiheit am meisten, mit der ein von Störfaktoren bereinigter, uneingeschränkter, auch spirituell ungebremster Stoffwechsel in Sachen Leichtigkeit, Leistungsfähigkeit, Widerstandsfähigkeit, purer tierischer Lust usw. lockt. In meinen Augen bieten die Erfahrungen von Christian das Abenteuer, sich grundsätzlich freizuschwimmen von allen möglichen (wissenschaftlichen wie esoterischen) Denkschulen das Essen betreffend. Und dieses Abenteuer bedeutet einerseits, alles das zu forcieren, was mir langfristig-strategisch gut tut, und andererseits, alles auszuräuchern, was mir vielleicht kurzfristig wegen eigener persönlicher Angewohnheiten und gemeinschaftlichen kulturellen Gepflogenheiten besser in den Kram passen würde, aber letztlich doch nur den Fortschritt verlangsamt. Rothkranz z.B. wird ja nicht müde, immer wieder auch auf die Wichtigkeit des Entgiftens hinzuweisen.
Kurz: Ich kann außer der ersten noch keine weitere "Säule" bestätigen, Benjamin, aber frag mich in sechs Monaten nochmal. Dann sollten die ersten "Klänge" mit Sicherheit zu vernehmen sein.
Was Opitz mit "befreiend" meint, stellt er auf S. 62 unmissverständlich klar:
Die Moral ergibt sich automatisch: "Bedeutung des biologischen Anbaus" (S. 50) sowie "ganz ohne moralische Vorschriften" (S. 155) etc. Außerdem empfehlenswert: The Oiling of America""Die Befreite Ernährung bezieht das Wissen aus anderen Ernährungssystemen mit ein und will letzten Endes die Menschen von allen theoretischen Konzepten befreien.
Wenn ihre Körperinstinkte durch zelluläre Sättigung erweckt sind, brauchen sie weder meine noch sonstige Theorien."
02/10'11 Rhetorische Frage: Aber wieso dann eigentlich "Rohkoch"?
Wieso die wertvollen, bioelektrisch (voll) aufgeladenen, "tanzenden" Enzyme in die Nähe ihres Totmachers, ihres "Henkers" (und "Bestatters") rücken?
02/11'11 Frollein H., Sie wollen mir hier doch nicht etwa den Wind aus den Segeln nehmen, oder?
Heißt das, Sie zweifeln die Fallbeispiele an, die Opitz in seinem Buch auflistet? Wen haben Sie denn außer ihm bisher kennengelernt, bei dem sich trotz "Befreiter Ernährung" kein Gefühl des Befreitseins einstellen wollte?
Das Konzept der Befreiung, wie ich es verstehe, sieht die Befriedigung jeglicher Essensgelüste vor.
Aber es betont z.B. auch – als "Colonna numero uno" immerhin – die "Freiheit", nicht satt sein zu müssen, sondern die Lust am bzw. aufs Essen durch bewusstes und zyklisches Zulassen von Hungergefühlen (was man ja nicht unbedingt Hunger nennen kann) zusätzlich zu schüren. Und je nachdem, wie weit jemand persönlich mit lebendigem Futter vertraut ist, lässt sich mehr oder weniger direkt nachvollziehen, was Christian unter der Überschrift "Genuss wird neu erlebt" meint mit "der früher geliebten Torte, die jetzt quietschend süß schmeckt," und wieso wildwachsende Grünpflanzen unerwartete Begierden auslösen können.
So ähnlich wie die Vampire der Nacht nach jungem Blut lechzen, giert das Tier in freier Wildbahn nach dem "Blut der Sonne", wenn man so will, nach der galaktischen Energie in den Speichern des Blattgrüns. Das pflanzenfressende, versteht sich, wie Affe, Reh, Elefant usw. Ergo gibt es für "Sunshine Vampires" einfach nichts zu holen, wo kein Leben mehr drinsteckt, würde ich meinen.
Ich bin heute z.B. durch einen Discount-Markt gestiefelt (Netto), und alles, was ich von dort (überhaupt noch) haben wollte, waren fünf Kilo einheimische Äpfel und eine kleine Bio-Kalbsleberwurst. Dem ganzen industriellen Zeug in den Regalen konnte man gewissermaßen nur noch kondolieren und es komplett abschreiben.
Und an der Kasse hatten sie einen Stand mit A4-Bröschüren, die mir deshalb aufgefallen sind, weil auf einer von ihnen "Smoothies – Saftshakes" stand. Ich hab nicht reingesehen, doch die Idee Boutenkos scheint ordentlich Wellen zu schlagen. Vor ungefähr zwei Wochen waren im Kaufland-Supermarkt zum ersten Mal tiefgefrorene Mangos und andere Südfrüchte "Für Smoothies" (oder so ähnlich) abgepackt.
"Genuss ist eine Empfindung, die in uns stattfindet, sie ist nicht an sich in Nahrungsmitteln vorhanden" – ein großes Thema in einen einzigen Satz gepresst!
Für mich bildet ja das Abenteuer "Befreite Ernährung" die feinstoffliche Grundlage für das wahrscheinlich viel größere Abenteuer "Befreiter Geist", denn wo Opitz den Körper zum Klingen bringen will, möchte ich dem gewissermaßen noch einen draufsetzen und das Interface zwischen der "Welt der geöffneten Augen" ("higher densitiy experience") und der der Träume und Trips ("lower densitiy experience") im Sinne Neil Kramers und vorchristlich-naturreligiöser Traditionen außer meditativ auch und vor allem per entheogenem Raketenabschuss in kosmische Umlaufbahnen nutzen und austesten.
Das sollte beim Stichwort Empfinden wenigstens mal erwähnt sein, glaube ich.
Mit Unglaube allein wirst du Mangelerscheinungen nicht verhindern können, Hedi, aber prinzipiell dürftest du insofern richtig liegen, dass man sich dem eigenen Kenntnisstand und dem bevorzugten Lifestyle entsprechend für irgendwas entscheiden muss, und dann am eigenen Leib erleben wird, in welchem Ausmaß sich diese Entscheidung zum Selbstläufer entwickelt, was das Phänomen der Befreiung ja nur umschreibt. Befreit in diesem Sinne (wie in jedem anderen auch) sind letztlich die- und derjenige, die alle Zwänge Stück für Stück abschütteln, worauf deine Seid-ehrlich-Frage konkret abzielt: Essgelüste, die man, überspitzt gesagt, vampirmäßig skrupellos ausleben und – seinem affenähnlichen Körperdesign damit zu entsprechen, anstatt es zu vergewaltigen – rein instinktiv (ohne nachzudenken) befriedigen kann, sind nun mal andere als die in unserer Art von staatlich umfasster Zivilisation üblichen. Und diese ganze Frömmigkeitskiste, die unsere durchtheoretisierte Experten-Kultur (ob nun mit Gott oder ohne) mit ihren unzähligen großen und kleinen Pseudokontroversen an sich darstellt, hat mir vor allem durch ihre strukturelle Verachtung und systematische Verlogenheit längst den Appetit verdorben.
Oder einfach gesagt: Mit der bürgerlichen Gesellschaft geht für mich auch ihre Küche den Bach runter.
D.h. jede Empfindung mit dem Prädikat genussvoll ist immer auch eine ganzheitliche und deshalb außer von speziellen Snacks oder so von vielem anderen mit abhängig. Was die ganze Geschichte ungemein kompliziert, aber umso spannender macht.
comments of others (cooo):
09/14'10 Anton Johann Amrein: "Kolumbien könnte Lebensmittel für ganz Europa produzieren."
06/25'10 Brigitte Rondholz: "Von allen Ernährungssorgen, die Vegetarier und besonders schlimm Veganer plagen können, gibt es wohl nichts, was sie schlimmer verunsichert, als das Gespenst des Vitamins B12-Mangels.
Selbst gestandene Urmethodiker lassen sich damit manchmal ins Bockshorn jagen, und deshalb greifen wir dieses Thema nun noch einmal auf."